Wenn Einzelcoaching nicht mehr ausreicht

Einzelcoaching gilt als die beliebteste Coachingvariante. Es bezeichnet einen Prozess an Beratung, in welchem ein enger Kontakt mit dem Coach und dem Klienten in Zusammenhang steht. Doch manchmal sind die Begriffe von Beratungsmethoden nicht ganz geklärt. In den Kommunikationsformen gibt es gesellschaftlich grosse Unterschiede.

Einzelcoaching ist eine interaktive und personenbezogene Coachingmethode, in der berufliche oder persönliche Ziele der Klientin oder den Klienten besprochen werden. Der Coach unterstützt und begleitet einen Klienten bei der Definition von Zielen. Auch die Selbstreflexion ist Teil eines Coachings sowie die Erarbeitung von Lösungsansätzen oder Lösungswegen.

Unterscheide den Coach vom Berater

Deshalb wird auch stark von einem Coaching oder von einer Beratung unterschieden. Während eine Beratung Information durch einen Fachexperten beinhalten kann, geht es in einem Coaching um das Formulieren von persönlichen Fragen. Ziel ist es, diese zu beantworten und auch, Lösungen für offene Fragen zu finden.

Einzelcoaching findet oft in Führungspositionen statt, doch nicht nur, auch im Arbeitsalltag kann ein Coaching beansprucht werden. Die Rolle des neutralen Beraters kann von einem internen oder externen Coach oder auch Vorgesetzen oder einem externen Therapeuten besetzt werden.

Welche Nachteile bringt ein Einzelcoaching mit sich?

Der personenzentrierte Ansatz des Einzelcoaching eignet sich nicht für jedes Problem. So können zwischenmenschliche Konflikte nur begrenzt durch ein Einzelcoaching bearbeitet werden. Manche Störungen gründen tief. Autor Wolfgang Looss beschreibt in seinem Buch «Unter vier Augen: Coaching für Manager», den Aspekt, dass es vorkommen kann, dass eine Einzelberatung nicht mehr ausreicht. Ein Coaching kann für mehrere Sessions und unterschiedliche Probleme leicht zu einem kostspieligen Unterfangen werden. Dafür kann oft nur die gesellschaftliche Mittelschicht aufkommen. Looss zeigt weitere Grenzen der Einzelberatung auf und weist auf therapeutische und andere Massnahmen.

Von Gesicht zu Gesicht bezogene Beratung setzt voraus, dass der Betroffene in seiner Berufsrolle im weitesten Sinn noch berufstätig sein kann. Dieser noch daran interessiert ist aus eigener Kraft, aber mit Unterstützung des Coachs seine Situation verändern kann.

Coaching als individualisierter Lernprozess

Solche Beratung oder ein solches Coaching ist definitiv keine Psychotherapie und auch nicht darauf ausgerichtet, psychotherapeutische Wirkung zu erzielen. Alle klassischen psychischen Störungen wie Zwänge, Phobien, Depressionen, Suizidgefahr, Wahnvorstellungen mit eingeschränktem Realitätsbewusstsein und weitere psychische Störungen gehören in den Bereich von Neurologen, Psychiatern und Psychotherapeuten.

Und manchmal zeigt sich in einem Coaching, dass die in dieser Arbeitsform angelegten Interventionen ein Klient nicht mehr lernwirksam erreicht werden kann. Auch, dass durch die Beratung oder das Coaching erst geschaffene Lernverhältnisse nicht konstruktiv verarbeitet werden können. Der Klient ist verunsichert und instabil in seinen Reaktionen und kann die im Coaching besprochenen Themen nicht in dem Sinne der Abmachungen zuordnen und verwenden. Dann könnte es sein, dass eigentlich eine andere Form der Betreuung gefunden werden müsste. Die Frage besteht für den Coach dann, ob und wann er seine Arbeit beendet und ob er mit dem Klienten eine andere Problemlösungsform vorbereitet oder vollzieht.

Coaching als verkappte Psychotherapie

In einem Coaching taucht dann oft die Frage auf, ob es sich um eine undefinierbare Form von Psychotherapie handelt, die nur unter dem Deckmantel Coaching daherkommt.

Wolfgang Looss skizziert deshalb in seinem Buch weiter, dass manche Führungspersonen der Psychotherapie kritisch gegenüberstehen. Auch kennen viele Menschen die Unterschiede zwischen Psychotherapeuten, Psychiatern und Psychoanalytikern nicht. Von daher ist es womöglich denkbar, dass die Psychotherapie versucht, sich mit Führungskräften eine zahlungskräftige Klientel heranzuziehen, indem ein Verfahren einfach umgetauft wird. Doch so einfach ist es nicht.

Einzelberatung, die von Führungspersonen in Anspruch genommen wird, überwiegt. Hinter diesem Begriff steht die Vorstellung, dass diese Arbeit mit Menschen einhergeht, denen berufliche Veränderungen, Konflikte und Rollengestaltung im Zentrum steht. Solche Kriterien spielen in der Psychotherapie zunächst keine Rolle. Gemäss Looss spielt sich Psychotherapie faktisch mehr in der gesellschaftlichen Mittelschicht ab, weil hier die finanziellen Mittel und das Problembewusstsein mehr vorhanden sind.

Ein Coach fürs Lernen, Selbstreflexion und Selbsterfahrung

In der Gesamtsicht stellen sich Einzelberatung und Psychotherapie zwar als ähnliche aber durch wahrnehmbare Grenzen deutlich getrennte Arbeitsformen dar. Beide Formen sind höchst anspruchsvoll, weil sie bedeutsam für das Lernen und die Selbsterfahrung sind.

Dieses Lernen bezieht sich auf eine Beziehung zu einem anderen, mag das nun ein Lehrer, Dozent, Trainer, Moderator oder Coach sein.

Viele Lernerfahrungen werden in privaten und beruflichen Beziehungen gemacht, die aus anderen Zusammenhängen gebildet wurden, wie zum Beispiel, Lebenspartner, Freunde, Kollegen, Vorgesetzte. Beziehungsalltag aber ist lebendig. Dieser kann nicht kategorisiert werden. Umso wichtiger ist es, den Kontaktformen beziehungsweise der Kommunikation viel Aufmerksamkeit zu schenken.

Teilen:

Facebook
Twitter
Pinterest
LinkedIn

Weitere Beiträge

Allgemein

Alternativen zum Coaching

Wer an ein Coaching denkt, nimmt eine Einzelberatung in Anspruch. Bevor man sich auf eine Vertrauensperson einlässt, braucht es einige Überlegungen. Manchmal können kleinere Störungen

Mehr lesen